Kategorie: Allgemein (Seite 4 von 5)

Busgeschichten: 1

Zur Zeit der Maidult:

Zwei Frauen unterhalten sich im Bus:   (Gesprächstempo: andante)

„Gehst hi  zua Maiduit?“

„Na, do bin i zvui zgeizig! Weil früher hob i mia s’Bier immer in d’Bierhüttn mitgnumma. Oba jeatz mochans Taschenkontrollen, do geht des nimma.“

„Ja, mia hamma uns früher des Bier imma in de Disko mitgnumma. Und heitzutog schickans de zum Raucha vor de Bierhüttn ausse. Oba wem schmeckt Bier, Wein oder Schnaps scho ohne a Zigarettn?“

„I kenn koan.“

Mein Leben

Vor so ungefähr 50 Jahren erblickte ich das Licht der Welt.

Meine Eltern waren ein Maler und eine Buchhalterin, was unschwer zu erkennen ist,weil ich schon immer gerne ein Buch in den Händen halte und durch die Wälder streiche.

Eine große Schwester war bereits vorhanden, die damals offensichtlich klüger war als ich, weil sie sich heute noch daran erinnern kann, wie sie im Kinderwagen gelegen ist und wie die Decke gerochen hat.

Ich kenne meine 1. Lebensjahre nur von Fotos und da gab es von mir schon wesentlicher weniger als von meiner Schwester.

1 Foto habe ich besonders in Erinnerung, weil dieses immer wieder kommentiert wurde. Ich stehe mit meiner Schwester händchenhaltend in einer Wiese und wir lachen in die Kamera. Es vermittelt den Eindruck von einem sich liebend trauten Schwesterpaar. Doch der Schein trügt. Hinterfotzig zwicke ich meine Schwester in die Hand und sie hält brav still und lacht. Na ja, was kann ich dafür, dass ich die zweitgeborene bin! Selber schuld!

Meine Kindheitserinnerungen setzen zu der Zeit ein, ab der ich aktiv am Freizeitgeschehen teilnahm, d.h. 6 Stunden durch die Wachau wanderte, am Halstätter See im Zelt saß und stundenlang durch die Wälder streifte und voll glücklich war.

Dann begann meine Volksschulzeit in der Stadt. Der Schulweg war geprägt von den gefürchteten Krompaßbuam (Einwurf), Matchboxautos im Schaufenster und Bierstangerlkauf in der Molkerei. Gegenüber der Volksschule war das Säuglingsheim, in dem dann meine 2. Schwester zur Welt kam. Mit hat es leid getan, dass meine kleine Schwester in einem Heim auf die Welt kommen mußte.

In meiner Schulklasse waren an die 40 Leute und einer davon war Günter. Und hier kommt die nächste positive Erinnerung. Günter war der 1., der mich zu einer Geburtstagsfeier eingeladen hatte.

Und das, obowhl ich nach einer Schuluntersuchung vor versammelter Klasse Lebertrankapseln verabreicht bekam, weil ich zu schmächtig war. Danke, lieber Günter, du hast damals mein Selbstbwußtsein gerettet. Die Dürre verfolgte mich auch noch in die Höhere Schule. „Du mußt mehr Knödel essen!, Kannst du schon schreiben?“ Eine Mitschülerin nannte mich sogar unterentwickelt.

Ihre Mutter hat mir später einmal erzählt, dass ihre Tochter von ihrem langjährigen Freund sitzengelassen wurde. Zu dieser Zeit merkte ich, dass ich auch eine böse Seite in mir habe.

Nach dem Umzug unserer Familie nach Hacklberg machte ich dann die Bekanntschaft mit den Sterr-Buam. Obwohl in meinen Augen unerreichbar angesichts der wilden Gruppenstundenpartys, kam es am 10.10.77 zu einem meinen Lebensweg bestimmenden Spaziergang mit Hansi. Wir wissen es heute noch nicht, wer wessen Hand genommen hat, aber ein paar Tage später nach einer umständlich von Hansi erzählten Geschichte von einem Schwan, waren wir zusammen. Nein, es war keine Biene, es war ein Schwan! Von da an waren wir unzertrennlich.

1981 besuchten wir dann unsere eigene Hochzeit und zogen in eine kleine Wohnung. Unsere Freizeit war u.a. geprägt von Badmintonspielen. Gott sei Dank wurde uns verboten miteinander ein Mixed zu spielen, weil das sicherlich zu einer Ehekrise geführt hätte, nachdem Hansi mir sogar einmal eine dicke Lippe geschlagen hatte, natürlich versehentlich.

Den Rest der Freizeit verbrachten wir im Stadttheater, wo wir die Mäntel der High Society aufhängten und dabei kräftig Trinkgeld kassierten, so dass wir uns ans Hausbauen machen konnten. Von klassischer Musik hatten wir danach erst einmal genug, so dass wir Eva im Mutterleib anstelle von Mozart mit Baustellenlärm beschallten. Kein Wunder, dass sie von Anfang an so fleißig war.

Unser nach der Schwangeschichte gemeinsam gefasste Plan:

Zitat: „Wir möchten einmal 4 Kinder und einen Hund“ wurde so nach und nach umgesetzt, was schon mal von Außenstehenden mit „Hots de scho wieda dawischt?!“ kommentiert wurde. Nur beim Hund wurde nichts gesagt.

Es folgten Jahre mit einem Haus voller Leben und Abwechslung. Nur die Dürre blieb und ich ließ das Badewasser immer noch erst nach dem Raussteigen aus, damit es mich nicht Zitat Oma: „durch den Abfluss hinunterzieht“.

Den Spruch zu meiner Dürre: „Warte mal, wenn du mal Kinder hast!“, wollte ich nach dem 4. Kind nicht mehr auf die Probe stellen.

Als die Kinder anfingen, das Haus zu verlassen, offensichtlich hatte ich den Spruch falsch verstanden, war die Dürreperiode plötzlich vorbei und ich setzte endlich Fleisch an, wurde aber gleichzeitig lästig.

Etwa zu dieser Zeit begab ich mich auf die Suche und fand einen Artikel über einen SD-Schnupperabend. Trotz meines schlechten Geruchssinns bin ich mit Hans hingegangen und habe statt der erhofften halbrasierten, dreckigen Cowboys was viel Besseres gefunden: Unsere Freunde.

Es gibt in meinem Leben viele Menschen, die mir wichtig sind.

Meine Freunde, bei denen ich sein kann, wie ich bin und ich mich deshalb  mit ihnen wie daheim fühle.

Meine Familie und meine Kinder, an denen ich sehr viel Freude habe und die mir immer ganz viel bedeuten werden.

Und meinen lieben Hansi, der mit mir durch dick und dünn, nein umgekehrt durch dürr und dick gegangen ist und immer mit mir gehen wird.

Danke!

Was ich mir zum 50. Geburtstag nicht wünsche!

Was ich mir zum 50. Geburtstag nicht wünsche!

I wia am Samstag 50zig Jahre und do hob i mir überlegt, wos i mir zum Geburtstag auf keinen Fall wünsche. Do gibt’s zum Beispiel die tollen Geburtstogsgedichte in da PNP. A mit Herzerl umrahmtes Kastl mit da Überschrift „Zum Geburtstag“, a Foto, des meistens 50 Jo jinga is wia da Jubilar und a Gsetzl Text, des ma äh scho auswende kann.

Zerscht amoi zum Foto: „Soi des wirklich für so a 50-jährige Frau aufmunternd sei, wenns a Foto seght wos 20ge war. Glaubts ihr wirklich ernsthaft, dass de nomoi so jung sei mecht?

De denkt se doch nur: „Mei o mei, jeatz woas a jeder wie greißlich i früher war!“

Allso a Freid mocht ma mit so am Build bestimmt koam.

S’andere Extrem san Buidl, wo da Jubilar no älter gmocht wird, wia a is. I hob vor kurzem für mein Chef sei Schwiegermuata so a Buidl an Zeitung schicka miassn. Do ham ses vor am Fenster fotografiert, da Schatten von den Vorhäng hot im Gsicht Falten gworfa und über iahm Kopf hot mas Fensterkreiz gsegn. Nur der Weitsicht von dem Pressemenschn hammas zu verdanken, dass des Fensterkreiz dann wegretuschiert worn is, weils ausgschaut hot, wia wenns am Friedhof steh dat. Des ward doch woi a net des richtige?

Dann de Texte!!

Do gibts so Sprichal, de ma a früher scho in de Poesiealben gfundn hot:

„Am 07. Mai vor 50 Jahren, kam ein Baby angefahren, ohne Strümpf und ohne Schuh, liebe Brigitte, das warst du!“

Wos bitte soi eigentlich so a Scheiß?! „Ohne Strümpf und ohne Schuah“. Entweder ren de do net direkt vom Geburtstag, sondern von a paar Tog später – andererseits, warum hätts du im Kinderwogn koane Strümpf aghobt – ok, koane Schuah, versteh i ja no, oba koane Strümpf?

Oder de moanan mit angefahren eher herausgefahren, wos oba eigentlich a a bissal komisch is, weil wenn man einen fahren läßt, is des an a ganz anderen Stea und weh tuat des normalerweise a net.

Oba wenn de wirklich mit angefahren des auf’d Welt kemma moanan, dann is ja woi klar, dass du do im Bauch net an Wetterbericht ghert host und beschlossen host: „ He, bevor i aussefo muaß a ma Strümpf und Schuah anziagn.“

Dann gibt’s no so Standardsprichal, do braucht ma nur d’Namen auswechseln, de passen für jeden, z.B.

„Scho wida is verganga a Jo, immer war d’Hedi für uns do. Bleib weiter so fröhlich und gsund, dann host zum Jammern go koan Grund.“

Apropo Jammern:

Iatz kimt de schrecklichste Kategorie von Geburtstagsgedichten – de „jeatz soga da, was a so a 50-Jährigen oisse feahn kann, ja do werst de gfrein!-Gedichte“ Do wird dann hurtig obaglesn,

dass da d’Ho scho ausgengan, dass d andauernd zum Bisln renna muaßt, dass d net schloffa kannst, dass da Haxn weh toan, dass d nimma oisse essn kannst und und und.

Willkommen im Club der alten Säcke nennans sowas dann a no!

Und des is ja soooo lustig.

Weil es gibt ja nur zwoa Möglichkeiten, entweder du host wirklich scho so klitzekloane Probleme:

Dann kannst entweder so toa,ois hets das net oder du nickst oiwei lächelnd mit dem Kopf, während da denkst, woher wissen de des bloß?

Oder, du bist pumperlgsund, wirst oba dann krank, weils d jeatz woaßt, wos da ois feahn miassat.

Na dangschen, auf so a Gedicht verzicht i gern. Do gehst gsund und nichtsahnend zu so a Feia und a poa Tog speta gengan da d’Ho aus. Danke, liabe Leit, es hot me wirklich gfreit, dass do warts.

Dann gibt’s no de dezentere Art von Gedichten – do san de Krankheiten im Gschenk versteckt. De san von de Leit, de das net direkt ins Gsicht sogn woiln. Do gibt’s hoit dann a Burlecithin und Knoblauchpillen und lauta so a Zeig. Und dann hoaßts halt, reim de oder friß de:

„Für den Fernsehabend was zum Naschen, in ner praktischen Urinflaschen. Und das d in Spiagl schaust voller Entzücken, mit da neien Braunhaarperücken.“

Ja, do mog i scho liaba so Sprichal, wo se da Gratulant selba owamocht,

wie z.B. Ich bin ein kleiner Pinkel, rund und dick. Ich schlüpfe aus dem Winkel und wünsche dir viel Glück! Oder I bin net sche, i bin nur a Plog, ois Guate zu deim bsondern Tog.

Ja, do kannst ja direkt Angst kriagn vor so am runden Geburtstog.

Ihr wißts jetzt auf jeden Fall, wos i mir zum Geburtstag net wünsch!

Das Glück

Das Glück

Suchend wirst du´s nicht finden!

Es sucht dich heim!
ganz unerwartet

wann?!
mitten im Wald
im Sonnenstrahl
auf einem Berg
einer Wiese
in Kinderaugen
im Lachen eines Menschen

du stehst
ausdruckslos
fassungslos
kannst es nicht beschreiben
nicht festhalten
aber es ist da
und es ist gut

wo?!
im Bauch
im Herzen
im Verstand?!

du stehst
ausdruckslos
fassungslos
kannst es nicht beschreiben
nicht festhalten
aber es ist da
und es ist gut

wie?!
wohliges Gefühl
vom Einssein
mit dem Universum
den Puls des Lebens spüren

du stehst
ausdruckslos
fassungslos
kannst es nicht beschreiben
nicht festhalten
aber es ist da
und es ist gut

warum?!
zufrieden mit dem Moment
Sorgen verdrängt
Sinn des Lebens vor Augen
einfache Dinge taugen
s´Glück will´s verheißen
du könntest Bäume ausreißen!

ich steh
ausdrucksvoll
gefasst
möcht´s beschreiben
und festhalten

es wäre da
wundersam
für alle

Stille

Stille

Kennst du das Gefühl?
als würd´ die Erde stillstehen
kein Ton
kein Vogel
kein Wasser
kein Motor
kein Mensch

nur du
dein Körper
dein Atem
deine Bewegung

Totenstille
unnatürlich und doch –
schön
seltsam
wundersam

nur du
mit dir
in dir
um dir
Stille

die augen
versuchen
zu hören

sie sehen
und verstehen
das Wasser
den Wald
den Himmel
die Luft
und
du spürst
Freude am Leben

Maidult in Passau

Dulterinnerungen

Die letzte Herbstdult am Ex. Ja, ein bisschen nachdenken sollte man da schon. Und in nur wenigen Augenblicken kommen schon die verschiedensten Erinnerungen hervor. Die Herbstdult ist fast immer die gleiche geblieben, aber ich habe mich laufend verändert.
So ganz ferne kann ich mich noch erinnern, waren der Pemperlprater, das Kinderkarussell ganz nahe am Eingang, die Schiffschaukel und das Kasperlheater enorm wichtig. Den ersteren hatten wir auch am Innkai. Das Gefühl auf einem Pferd zu sitzen (mit Geschlecht!, wie ich jetzt nach etwa 35 Jahren erst aus der Zeitung erfahren habe) und Ringe zu stechen, war großartig.
Die nächste Aera war die Kettenkarussell-Zeit. Bauchkribbelnd in den herbstlichen Himmel schweben und dabei kreischen, brachte mir alljährlich pünktlich eine Woche nach der Dult eine Mandelentzündung ein. Das hatte tatsächlich zur Folge, dass diese Dinger rausoperiert werden mussten. Das hätte ich mir jedoch sparen können, denn im Nu folgte die Teufelskarussell- und Auto-Scooter-Aera.
Richtig muss es eigentlich „Bei-den-Autoscootern-stehen-Aera“ heißen. Ich fuhr nämlich nicht damit. Es war – wie auch heute noch – ein Treffpunkt für, na, wie soll ich sagen?, Singles ab 12? Dabei war ich eigentlich immer so brav, dass ich vor etlichen sogenannten Singels sogar Angst hatte. Aber das Teufelskarussel war wirklich super, denn dort konnte man ja gruppenweise rauf. Und es macht enorm Eindruck auf den Angebeteten, wenn man den Sandsack als letzte ins Gesicht bekommt. Er weiß ja nicht, dass man nächtelang wach liegt und Treppen nur mit zusammengebissenen Zähnen steigen kann vor lauter Muskelkater. Es war bestimmt nicht der Erfolg auf dem Teufelsrad, aber einer von diesen Jungs hat mich später geheiratet.
Nächste Aera: man nutzt so ziemlich alles, was es auf der Dult gibt, außer die Stände ganz rechts am Platz. Denn kein 16- bis 20-jähriger braucht Kleiderschürzen, lange Unterhosen, Töpfe, Kopftücher, Hosenträger usw. Cool ist es, Enterprise zu fahren, sich im Taumler schütteln und sich die kitschigsten Rosen schießen zu lassen.
Mittlerweile kann ich komischerweise kein Karussell mehr betreten. Vor ein paar Jahren machte ich meine letzte Fahrt. Eine Einladung von meiner sehr großzügigen Chefin. Ach, wenn’s nichts kostet, so haben sie mich überredet. 36-jährig Todesängste ausstehend, infantil nach meiner Mutter rufend, brachte ich den Besitzer beinahe dazu, das Gerät abzuschalten. Seiner Loyalität den anderen Fahrgästen gegenüber habe ich wenigstens zu verdanken, dass ich mich nicht noch mehr (geht das überhaupt?) blamierte.

Aber eines gehörte in jeder Aera – mal mehr, mal weniger ausgeprägt – mal mit Limo, mal mit Radler, mal mit Bier (hoho!) dazu: das Bierzelt. Diese Stimmung! Da sag einer noch mal, die Deutschen können nicht lustig sein. Alt und jung vereint, singend, lachend vor einer Maß, einem Papier mit Emmentaler, einer Riesenbrezn und abgenagten Käserändern sitzend. Volksmusik, die Alten lachen vor Freude, die Jungen lachen (warum auch immer?) mit. Es passt einfach. Kollegen werden die besten Freunde, sogar Verwandtschaft feiert miteinander.

Aber eines müsste man abschaffen, die Schwingtüren am Bierzelt. Hier kommt nämlich eine böse Erinnerung zum Vorschein. Hab ich doch aus der Zeitung noch Zeilen im Gedächtnis, dass Benimmunterricht an den Schulen eingeführt werden soll. Liebe Lehrer, bitte nehmt im Lehrplan auf: „Halte niemals jemandem die Schwingtüre an einem Bierzelt auf!“ Ich, die es heute nicht einmal mag, wenn ein Mann mir die Autotüre aufmacht (hab doch selber Hände!), war immer schon der Meinung: Gleiches Benehmen für beide Geschlechter! Ergo, ich halte die Schwingtüre auf, mein Freund vor mir, irgendeiner hinter mir. Und just in dem Moment, als ich den Griff wieder loslassen wollte, übergibt sich der irgendeine über meine Hand. Bier und Käsebrocken! Dieser Geruch! Diese Mischung! Ich sage euch, es hat fast 12 Jahre gedauert, bis ich selbst diese Kombination wieder zu mir genommen habe.
Aber es gibt ja auch Fisch und Bier, Mandeln und Bier, Ottos Wurst und Bier, Hendl und Bier und und und.
Momentan ist mir das liebste ein Früchtespieß und eine Radlermaß im Bierzelt. Und was ich wirklich gut finde, ist, dass es im Bierzelt auch Musik für junge Leute gibt. So ist für jeden etwas dabei (auch für die Studenten, die sich ja mit der Aussprache der Gemuatlichkeit ein bisschen schwer tun).
Übrigens, meine vier Kinder sind in meinen verschiedensten Phasen gelandet, nur das Teufelsrad gibt es leider nicht mehr. Ich hoffe nur, dass sie trotzdem „unter die Haube“ kommen und ich auch noch mit Enkelkindern auf die Herbstdult gehen kann.

Achtung ansteckend!

Achtung ansteckend!
Es gibt eine neue Krankheit in unserer Stadt. Sie tritt auf bei Frauen über 40, ist höchst ansteckend und lähmt nahezu alle übrigen Aktivitäten. Ihr Name: Computerkurs-Syndrom. Ich habe mich mit einer Infizierten unterhalten, die urplötzlich mit dieser heimtückischen Krankheit konfrontiert wurde. Es fing damit an, dass sie das zuhausesitzende Hausfrauendasein satt hatte und auf die glorreiche Idee kam, beim Arbeitsamt vorstellig zu werden. Dort durfte sie in einer Liste ankreuzen, welcher Beruf ihr denn zusagen würde. Ihre Entscheidung: sozialer Bereich! Entscheidung des Arbeitsamts: „Das ist nichts für sie, ab in einen Computerkurs! Jetzt quält sie sich mit hunderten anderen Frauen durch Dateien, Excel, Word, sitzt im Computersmog und schüttet mittags im Bus mit sorgenverzerrtem Gesicht ihr Herz aus. Nach ein paar Wochen muss sie sich selbst um eine Praktikumsstelle bemühen, was bei der Flut von plötzlich tausender, suchender Praktikanten in einer Kleinstadt ziemlich trostlos ist. Auch der Lernerfolg lässt bei manchen Frauen zu wünschen übrig. Dame A (4 Wochen im Kurs): „Heute haben wir über juristische Personen gelernt!“ Dame B (10 Wochen Kurs!): „Ja, das sind Rechtsanwälte!“ Dame A: „Nein, oHGs, GmbHs usw.!“ Dame B: „GmbH – Gesellschaft mit beschissener Hose!“ Dame A: „Am besten wäre es, wir gründen eine eigene GmbH und arbeiten für uns, dann brauchen wir alle keine Praktikumsstelle?!“ Da frage ich mich doch, für was wir die Umschulungsgelder ausgeben!? Meine allerletzten Zweifel an der Besetzung der Computerkurse waren jedoch ausgeräumt, als eine junge Klientin mit offensichtlichem IQ einer Tomate freudig an der Bushaltestelle verkündete: „Ich schule jetzt um, Computerkurs! Ich will nicht mehr von der Stütze leben, die bescheissen immer!“ Stets an meinen Mitmenschen interessiert, erkundige ich mich, was sie denn früher gearbeitet hätte. „Ich war Lehrling für Metzgereifachverkäuferin, aber das viele Fleisch, das war nichts für mich, habe ich abgebrochen.“ Mein Blick wandert von den fettigen Haaren zu den schwarzen Fingernägeln, meine Gedanken vom Fleisch zum IQ. Da dröhnt es an meine Ohren: „Nach dem Kurs möchte ich Website-Designerin werden!“
Ja, dann viel Erfolg der angehenden Designerin, den Gesellschafterinnen mit den beschissenen Hosen, den Damen, die nach den schwarzen Fingernägeln den Computer benutzen dürfen! Da lob ich mir doch meine Stelle bei einer juristischen Person!

Basteln

Vorweihnachtsbasteln!

Eigentlich woit i heia vui Geschenke selber basteln. I woaß a net, warum i jetz Jo wieder auf a so a dumme Idee kim

Denn irgendwie lauft des scho seit 30 Jo, na stimmt net, es san scho mindestens 38 Jo, gleich ob. Aganga ist des eigentlich scho, wia i in da 5. Klass war. Na, stimmt net, eigentlich … seit i denka ka. Aufn Punkt brocht, i hob no nia a Basteltalent ghobt.

In da Volksschui scho is im Handarbeitsunterricht nix so richtig sche worn. Oba vielleicht hot des an da Lehrerin glegn, de des Maß für de seabagstrickten Handschuah an da dicksten und greßten Schülerin gnumma hot. De hot se wahrscheinlich denkt, wenn es Moß an da kleansten, da Brigiite (weil da Günther war ja im Werkunterricht, der war nämlich a kloa), nimm, passen de Handschuah da größten, da Pia, sicher net. Oba wenn es an da Pia  meß, kann d’Brigitte de Handschuah vielleicht ois Mützen aufsetzen und dann hots sogar zwoa davo. Kinnts eich ihr vorstean, wos des für a Motivation is, wenn ma Handschuah stricka muaß, so groß wia a Klodeckel. I hobs dann zu Weihnachten  meim Papa gschenkt, oba sogar dem warns vui zgroß.

Des  is das erste handarbeitliche Misserfolg, an den i mi erinnern kann. Und i bin ma ganz sicher, dass de Handarbeitslehrerin schuid dra is, dass i so untalentiert bin.

In Freudenhain war i dann im Werkunterricht immer voll begeistert, wenn ma wos neis agfangt ham. Do hamma amoi z.B.so an Papagei aus Topfkratzerl bastelt. Mei der Vogel war in meine Vorstellungen so super. Und mit jeder Stund mehra, de i dra gearbeitet hob, is a dann imma greislicher worn. Überoi am Kratzerl war da  Kleber pickt, oisse war schiaf. Auf d’Vogelggrippe ho i des damois a no net schiabn kinna. D’Mama hot se trotzdem drüber gfreit, zumindest hots a so da. Insgeheim hot sa se wahrscheinlich denkt, schod um des Topfkratzerl.

Ja, ja, so hot des sein Lauf gnumma.

Je älter i woarn bin, umso peinlicherwar Handarbeit. I hob me dann, um de Peinlichkeit so weit wie möglich reduzieren zu können, sogar vom Stricka und Häkeln ärztlich befreien lossen. I hob behauptet, dass ma do mei operierter Finger ollawei so weht tuat. I bin meim Finger heit no dankbar, dass a operiert wern hot miassn, weil ma des vui Erniedrigung erspart hot.

Ja, wia i dann seaba Kinda ghobt hob, hama anfangs  vui mitanander bastelt, oba nur so lang, wia de Basteleien der Kinder net besser warn, wie meine, und des war ziemlich boid.

Koa Wunda, dass an Bastelabend im Kindergarten net i, sondern da Hans abghoitn hot.

Wia dKinder  dann in da Schui warn, hot se aussagstellt, dass i an a paar des Talent weitergebn hob.

Oda i kann go nix dafür, weil da Jonas hot wieda so a ideenreiche Handarbeitslehrerin ghobt. De ham drei Jo lang nur Puppen produziert. Puppe aus Papier, Puppe genäht, Puppe gestickt, Puppe aus Holz, Puppe aus Ton und Puppe aus Wolle. De gstrickte Puppn war so greislich, dass unser Nachbar mi gfrogt hot, ob i de Puppn bei da Beate Uhse kauft hob. Da Mund war nämlich a riesiger dunkelroter Kreis. Und Narben hots a ghobt, weil da Jonas Fehler nämlich net auftrennt, sondern aussagschnitten hot. Und bei da Hausaufgabe hob i eahm a net heafa kinna, weil i kann ja nur an Riesenhandschuah stricka.

Na, oba damit i wieder zruckkimm zum weihnachtlichen Basteln.

Es is immer no so. I seg wos schens, probiers und es wird nix. Und jetz Jo wieda stickts me.

So hob i heia a Bastelbuach durchgschaut  und hob an ganz an filigranen Häkelstern gfundn, den ma dann auf a Weihnachtskarte klebn kann. Voller Tatendrang Häkelnadel und Wolle ausm Keller ghoit, Anleitung aufgeschlagen und gelesen:

  1. Häkeln sie einen Stern nach ihrem Gefühl

I woaß net, wias bei eich asschaut, oba gibt’s wirklich a Häkelgefühl?  Ja, wenn i irgendwos noch Gfui häkeln kannt, breichat i eigentlich koa Bastelanleitung. Da Jonas hot gmoant, des Buach is bestimmt scho älter, weil früher hot ma sowos kinna.

Na ja, i hob dann noch Gfui gehäkelt und des undefinierbare Gestirn mit am super Gfui in die Mülltonne gworfa.

Am nächsten Tog bin i mit dem Bus in da Arbeit gfon. Seids ihr scho amoi im Advent mit dem Bus gfon?!  „Wiavui Sorten host denn du scho bocha?“  I ganz kloalaut: „Zwoa Sorten, oba koane zum Ausstecha, sondern zum Ausschneiden am Blech! Und aufgessen hammas a scho!“ Mei Nachbarin stimmt ma zua, weil ma kann e net sovui Pletzal essen, mog e koahna. Stad wern ma dann, wia ma oa redn hern: „17 Sorten hob i scho und 32 werns insgesamt. — Und de, de sogn, mogs e koahna, de liang, des is a Ausred, de san nur zfaul dazua!“

I mecht aufspringa, mecht ihr erklärn, dass nur mei Handarbeitslehrerin schuld dra is, dass i koane Leckerl bocha kann, de ma verziern oder zsammklebn muaß, hob oba irgendwie Angst, dass de des net versteht.

Ihr wißt es auf jeden Fall, warum i koane Pletzal dabei hob und warum i jeds Moi bei de Announcements gsogt hob, nur wer w i r k l i c h  mog, nur koa Zwang.

Auf jeden Fall kriagt jeatz a jeda a kloans Gschenkerl von mir, oba koa Angst, des is net selber bastelt, nur selber eingewickelt.

Und i hoffe, ihr wißts des zu schätzen, dass i trotz Handarbeitstrauma 49 Gschenkerl eipackelt hob.

Und i hob beschlossen, dass i mia nie wieda vornimm, irgendwos zu basteln, i schreib liaba Gschichten.

St. Nikola

St. Nikola – Erinnerungen nach 40 Jahren

1967 kam ich in die 1. Klasse der Volksschule St. Nikola.  Es ist erstaunlich, an welch kuriose Gegebenheiten  man sich nach 40 Jahren noch erinnert.

So fiel mir als erstes ein, dass ich es  sehr praktisch fand, dass das Säuglingsheim genau neben der Schule war. Da  konnten  ich und meine Schwester meiner Mutter täglich mit vom Großvater sauber geschrubbten Händen vor der Schule winken, als  ihr drittes Mädel auf die Welt kam.

Auch kann ich mich daran erinnern, dass wir für die Pause Kaba oder Milch bestellen konnten. Die bestellten Getränke mitsamt Strohhalmen wurden in einem Karton ins Klassenzimmer gestellt. Wenn der Pausengong erklang, holten wir uns schnell den Kaba und rannten voll Freude in den Pausenhof. Dort  waren alle immer sehr lebhaft , es herrschte eine richtig ausgelassene Stimmung. Es wurde Fangen gespielt, Gummi gehüpft, Kasterl gesprungen, geratscht und hin und wieder gab es unter den Jungen auch mal Raufereien. Doch am meisten eingeprägt hat sich die Erinnerung in Bezug auf den Pausenhof, dass ich mir einmal den Strohhalm ins Auge gestoßen habe. Natürlich wollte ich nicht zugeben, dass mir so etwas Blödes passiert ist. Aber es hat so weh getan, dass ich den Schmerz – wenn ich nur daran denke – heute noch spüre. Das Auge hat  den ganzen restlichen Schultag getränt und ich hatte Angst, dass es mir vielleicht auslaufen könnte.

Die nächste Erinnerung ist die Sache mit dem Schulweg. Dieser war ja eigentlich nicht weit, unsere Wohnung lag im Bratfischwinkel, in der Nähe des „Wienerwaldes“. Doch muss man

bedenken, dass dieser Schulweg heute ja größtenteils durch die  Fußgängerzone führen würde; damals jedoch war die Lage noch etwas anders. Es gab noch keine Schanzlbrücke und die Brunngasse z.B. war eine sehr befahrene Straße. Der Verkehr ging noch durch die jetzige Fußgängerzone zur Maxbrücke. Unvorstellbar erscheint mir dies heute.  Genauso unvorstellbar war es damals für mich, warum denn die Lagergebäude gesprengt  werden mussten, um der Schanzlbrückenauffahrt Platz zu machen.

Also der Schulweg führte über die Brunngasse mit dem tollen Schaufenster des Spiel-warengeschäfts (so an die 50 Matchbox-Autos) in Richtung Ampel bei der Votivkirche. Die Heilig-Geist-Gasse entlang – war mal ein bisschen Geld übrig, konnte man sich in der Molkerei ein sogenanntes Bierstangerl kaufen – und ab in die Schule. Es gab an der Ni-kolastraße Schülerlotsen, die ich trau-rigerweise nie passieren konnte, weil ich ja da nicht lang musste.  Wir bekamen die orangen Kopftücher verpasst, die heute kein Kind mehr aufsetzen würde. Aber wir waren stolz darauf. Trotz dieser tollen Kopfbedeckung musste ein Auto einmal wegen mir beim Überqueren der Grabengasse eine Vollbremsung hinlegen. Ich bin einfach über die Straße gelaufen, mit dem Kopftuchkopf  bereits zuhause beim Mittagessen. Der Fahrer schimpfte mich, obwohl ich vor furchtbarer Angst am ganzen Körper zitterte. Noch mehr Angst hatte ich aber, diesen Vorfall meiner Mutter zu erzählen. Dies habe ich erst vor kurzem (nach ca. 38 Jahren!)  erwähnt, weil ich mir sicher war, dass sie sich nunmehr keine Sorgen darüber macht.

Der Turnunterricht fand damals in der Turn-halle am Innkai statt. Meine Familie war grundsätzlich nicht recht sportlich. Unsere sportlichen Aktivitäten bestanden  vor allem aus stundenlangem Wandern.  Ich war aufgrund meiner zierlichen Figur nicht gerade eine tolle Völkerballspielerin. Ich hatte regelrecht Angst vor dem schweren Geschütz. So habe ich es geradezu heraufbeschworen, dass ich ein leichtes Opfer war und immer torpediert wurde. Leider hatte ich einmal meinen Kopf nicht schnell genug aus der Schusslinie gebracht und erlitt eine Gehirnerschütterung, die mich für  ein paar Tage ans Bett fesselte.

Ein weiterer Vorfall ist mir noch recht gut im Gedächtnis. Ich glaube,  es war in der 4. Klasse. Wir hatten Herrn Direktor Zack als Klassenlehrer.  Als einmal der Unterricht mittags zu Ende war, haben ein paar Jungen sich in der Klasse verschanzt, d.h. sie hielten mit vereinten Kräften die Tür von innen zu, obwohl ein paar Schüler sich noch Sachen vom Klassenzimmer holen wollten. Also versuchten die Schüler von draußen an der Türe zu ziehen.  Die Kräfte waren enorm, viel größer als ich mir je vorstellen konnte. Es war ein komisches Geräusch, als die Tür mit einem Ruck in der Mitte auseinanderriss.  Es roch nach Ärger, nach großem Ärger!  Ich kann mich nur an den Teil der Bestrafung erinnern, dass die Jungen sich allesamt nach vorne sitzen mussten, damit wir Mädchen bis zur Erneuerung der Tür keine Zugluft abbekamen. War Herr Direktor Zack nicht ein lieber Lehrer!?

Damals gab es auch noch Schuluntersuchungen. Ich weiß noch genau, dass nach solch einer Untersuchung ein Schüler und ich vor der ganzen Klasse aufgefordert wurden, uns noch einmal beim Arzt zu melden, weil wir zu dünn wären. Das war mir sowas von peinlich und ich habe heute noch ebenso Mitleid mit diesem Jungen wie mit mir. Uns zwei wurden dann Lebertrankapseln verabreicht.

Insgesamt habe ich die Schulzeit in der Nikolaschule als sehr positiv in Erinnerung, auch wenn meine Erinnerungen doch mehr von etwas außergewöhnlichen Ereignissen berichten.

Meine 4 Jahre in dieser Volksschule haben mich geprägt. Sei es die Lehrerin, die darauf achtete, dass wir eine gerade Haltung einnahmen – teils mussten wir eine ganze Stunde mit dem Zeigestab im Rücken sitzen – oder die Handarbeitslehrerin, die dafür sorgte, dass wir lernten nur zu bestimmten Zeiten auf die Toilette zu gehen – es ging dann halt auch einmal in die Hose. Frau Lehrerin Loidolt und Herr Direktor Zack haben uns auf unsere weitere Schullaufbahn mit der nötigen Strenge und mit viel Liebe vorbereitet. Wir waren trotz 42 Kindern in der 4. Klasse eine tolle Gemeinschaft.  Vor ca. 3 Jahren habe ich in einem Verein einen ehemaligen Schulkameraden erstmals wieder getroffen und fühlte mich auf Anhieb gleich wieder  vertraut –  gemeinsam teilend die 4 Jahre Schulzeit in der Nikolaschule. Oder war es vielleicht doch die Tatsache, dass ich damals auf seiner Geburtstagsfeier das einzige Mädchen war?

Die Zeiten haben sich geändert:

Es gibt keine Maxbrücke mehr, die Schanzlbrücke wurde ziemlich am Ende unserer Schulzeit  eingeweiht. Die Molkerei ist verschwunden, das Säuglingsheim wurde zur Europabücherei.

Was geblieben ist, sind Lehrer, die sich für die Kinder einsetzen, damit sie in der heutigen Zeit bestehen können. Für Kinder, die andere Probleme als  Völkerball oder Lebertran-kapseln, Zugluft oder Strohhalme haben.

Geblieben ist auch das Schulgebäude. Der Anbau ist so gut gelungen, dass er als solcher für einen Fremden gar nicht zu erkennen ist.  Und geblieben sind darin – Gott sei Dank – meine Pausen-Bäume, neben denen das Malheur mit dem Strohhalm passierte.

Is des net die Polizei

Is des net die Polizei?!

Assoziationen zu diesem Lied: irrer Spaß, das Gefühl von Verbotenem und Ungeheuerlichem.

Für diejenigen, die das Lied nicht kennen, die Strophe lautet: Is des net die Polizei, is do net a Depp dabei? Gehört und gesungen habe ich das Lied das erste Mal, als wir auf der Fahrt ins Skilager waren. 9. Klasse Mädchengymnasium, Klosterschule! 30 brave Klosterschülermädchen, von denen 29 den Busfahrer anhimmeln, weil er das einzige männliche Wesen ist, das sich in greifbarer Nähe befindet, fahren in Begleitung von 2 Klosterschwestern gesittet in Richtung Kitzbühel. Unser rettendes Glück besteht aus einer Schülerin, die kurz vor dem Skilager aus einer anderen – normalen- Schule zu uns gewechselt ist.

Greift die doch, ohne mit der Wimper zu zucken, zum Mikrophon und fängt an zu singen: „Is des net des Haus der Kunst, ham ma do net anebrunst? Is des net de Donaubruckn, kann ma do net owespucken?“

Die Reaktion war enorm: erst erstarren sämtliche Schülerinnen, dann ein geschlossener Blick zu den Klosterschwestern, die vor Schreck selbst erstarrt sind. Und das war deren Fehler! Wären sie nämlich nicht erstarrt, hätten wir diesen Augenblick nicht genutzt und wären nicht lauthals in den Refrain miteingefallen: „Oh, du schene Howehowebank, gestern ham ma gsuffa, heit san ma krank!“ Und da war’s dann für die Autorität zu spät.

Im Nachhinein muss ich sagen, dass dies damals wirklich ein Schlüsselereignis war. Von dem Moment an haben wir gespürt, da ist noch was anderes. Außerhalb der Klostermauern gibt es außer dem männlichen Geschlecht auch noch anderen enormen Spaß.

Und trotzdem hat man kein gutes Gefühl, wenn man die Polizei verarscht. Ich habe ja da so meine eigenen Erfahrungen. Wären da nicht etliche polizeifreie Jahre dabei, würde ich sagen, meine Polizeikontakte sind eine Folge des Mitsingens dieses Liedes. So nach dem Motto „Ursache und Wirkung“. Aber irgendwie will ich nicht glauben, dass die Wirkung erst 20 Jahre später eintritt. Das wäre ja furchtbar, was käme denn da noch alles auf mich zu!

Auf jeden Fall begann alles so vor ungefähr zwei Jahren, als wir bei Freunden zu einer Geburtstagsfeier eingeladen waren. Wir fuhren so kurz nach Mitternacht nach Hause, natürlich ich am Steuer, weil ich nie was trinke. Ich fahre da mit so 60 dahin, bling! Ein kleines Foto mitten in der Nacht am Stadtrand, ist das nicht gemein?  Na ja, kommt eben ein Bußgeld, kann man nicht ändern.

Tags darauf habe ich meinen Kindern versprochen, dass ich sie von einer Fete um 0.30 Uhr abhole. Ich, mit dem komischen Gefühl von Tags zuvor im Bauch, nicht wie üblich in Schlafanzughose, sondern rein in die Jeans und mit Führerschein gewappnet ab ins Auto.

Die Bundesstraße entlang, höchstzulässige Geschwindigkeit hier 80 km/h. Denk mir: „Bin ein bisschen müde und will heute nicht wieder geblitzt werden!“   Deshalb fahre ich  mit so 60 dahin. Hinter mir ein Auto, sonst weit und breit nichts zu sehen. „Der kann ja überholen, wenn er schneller will!“ Dann ein Blick in den Rückspiegel. „Sehe ich da richtig, da blinkt etwas auf dem Auto!“ Das Fahrzeug gehört der Polizei und da steht oben: Bitte halten!

Ich in die nächste Bucht, kurble das Fenster runter. „Fahrzeugpapiere bitte!“ Ich denke nur, das gibt es doch nicht! Der Polizist prüft die Papiere und sagt dann in einem wirklich so blödem Ton: „Ja, liebe Frau, auf der Bundesstraße 60 fahren, ist das nicht ein bisschen zu langsam? Haben Sie was getrunken?!“ Blitzschnell geht es mir durch den Kopf, ob ich jetzt sagen muss, dass ich zum Abendessen einen Schuss Rotwein in den schwarzen Tee gegeben habe. Ich komme mir vor wie ein Schwerverbrecher und sag: „Ich kann Ihnen genau sagen, warum ich heute so langsam fahre, weil ich nämlich gestern geblitzt worden bin und darum wollte ich heute ein bisschen vorsichtiger sein!“ Ich erkläre ihm dann noch reumütig, wo ich denn hinwolle. Der Ordnungshüter gibt mir meine Papiere zurück und sagt lächelnd: „Ja, dann fahren Sie halt weiter und passen’s auf, dass Sie nicht wieder gestoppt werden.“ Ich sag zitternd „Aufwiedersehen“, denk mir aber „so ein Arsch“, will warten, bis die Polizei wegfährt. Sie fährt aber nicht weg, sie wartet, bis ich fahre und schwupps mir hinterdrein. Mein Hirn spielt verrückt, ich fühle mich verfolgt, weiß auf der nächsten Brücke nicht mehr, muss ich, darf ich, kann ich da 50 fahren oder ist das zu wenig oder zu viel. Sie verfolgen mich wirklich, bis ich die Kinder im absoluten Halteverbot (jetzt ist auch schon alles egal!) einsteigen lasse. Aufgeregt fahre ich nach Hause und denk, das war ja wirklich der Hammer.

Die nächsten Tage mache ich mir so meine Gedanken, warum man sich immer wie ein Krimineller vorkommt angesichts eines Polizisten. Ich bin doch eine brave Frau, die keiner Fliege was zu Leide tut. Zum Gespött aller Freunde bin ich natürlich auch geworden und jedes Mal, wenn ich meinen Mann ermahne, er fahre zu schnell, heißt es: „Wer ist hier unser Verkehrsrowdy?“

Es brauchte ein bisschen Zeit, bis ich mich von diesem Erlebnis erholte. Ein paar Wochen später, es war in der Osterzeit, hörten wir uns in einer Westernstadt ein Konzert an und fuhren wiederum nach Mitternacht nach Hause. An einem Ortsende, ach je du Schreck, die Polizei winkt mit einem Stoppschildchen! Ich halte an, zwei Polizisten, jünger als die Polizei erlaubt, verlangen meine Papiere. Sie machen Witze über unseren Smart: „Hahaha, ein fahrendes Osterei!“ Mir ist überhaupt nicht zum Lachen. Die Jungs amüsieren sich weiter: „Hauptsache sie ecken nicht an, hahahhaha!“ Papiere sind natürlich in Ordnung und ich stinke nicht nach Alkohol, also dürfte ich weiterfahren. Wenn ich nur könnte, ich weiß nicht mehr, wo ich das Licht anschalten muss, kann nicht einmal mehr das Auto starten. Schon wieder das erbärmliche Gefühl von Unterordnung. Und dies bei Männchen, die meine Kinder sein könnten. Ich denke nur, die meinen, ich kann nicht Autofahren und krieg doch noch nach Sekunden, die mir wie Stunden vorkommen, das Osterei zum Fahren.Ich glaube es einfach nicht, warum haben es die auf mich abgesehen? Haben die sich damals das Foto ausgedruckt und suchen jetzt täglich nach Mitternacht nach mir? Das gibt es doch nicht. Ich denke, das wird jetzt für die nächsten10 Jahre reichen, weil die Wahrscheinlichkeit doch sehr gering ist, dass ich nochmals an die Reihe komme. Denkste!

Wiederum Geburtstagsfeier mit den gleichen Freunden. Ich werde aufgefordert, doch auch ein Gläschen mitzutrinken. Ich entschieden dagegen, weil ich wahrscheinlich sowieso wieder Kontakt mit der Polizei haben werde. Wir amüsieren uns über meine Polizeibegegnungen und fahren, wiederum mit dem Smart, nach Hause. Da die Freunde so direkt neben einer Autobahnraststätte wohnen und der Weg über deren Zufahrtsstraße zu uns nach Hause so viel kürzer ist als außen herum, fahre ich da nach vorheriger Rücksicherung bei meinem Mann, ob ich das auch wirklich wagen soll, die verbotene Straße. Alles klar, keine Polizei weit und breit. Auf die Autobahn, über die Autobahnbrücke und gleich die nächste Ausfahrt runter.

N e i n, ich kann es einfach nicht glauben, ein Riesenaufgebot an Polizei. Nicht etwa zwei kleine Männchen mit einem kleinen Stoppschildchen. Ein Fahrzeug, das aussieht, wie ein Gefangenentransporter, Blaulicht, Männer in so komischen Anzügen, sieht eher nach Sondereinsatzkommando aus. Ich sehe mich schon mit Handschellen, nur weil ich dieses Zufahrtssträßchen gefahren bin. Die können mich doch gar nicht gesehen haben, weil da ein Wald dazwischen ist?! Ich spüre schon wieder dieses komische Gefühl! War ich in einem früheren Leben vielleicht nicht so brav?! Ich weiß nicht einmal, ob die wollen, dass ich anhalte, ich tue es aber vorsichtshalber einmal. Ich runter mit dem Fenster. Das Licht einer Taschenlampe trifft mich voll im Gesicht. Ich denke mir: „So ein Idiot, wie soll ich denn da was sehen?“ Der Polizist sieht mich natürlich trotzdem und sagt: „Alles ok, sie können weiterfahren!“ Ich denke mir, was soll denn das, heißt das, meine Visage ist ok? Oder, was ist sonst ok?! Bin aber trotzdem beruhigt, dass alles ok ist, denk mir nur, wieso kommt mir das so  bekannt vor, das alles ok in Verbindung mit Polizist.

Am nächsten Tag beim Frühstück war der Spaß natürlich perfekt. In der Zeitung stand, dass die Polizei auf der Suche nach jungen Skinheads war, die irgendwo geheim ein Konzert geben wollten. Der Kommentar: „Die haben junge Leute gesucht, da war natürlich gleich alles ok, als sie dich angeleuchtet haben.“ Hahaha! Auch wenn ich jünger wäre, wäre ich doch wohl kein Skinhead! Hat da irgendwer übersehen, dass ich Haare wie ein Löwe mit mir herumtrage. Oder dass in einen Smart gar kein Skinhead, geschweige denn ein Instrument hineinpasst.

Mir geht durch den Kopf, dass das Leben manchmal schon ungerecht ist. Genau an der gleichen Autobahnausfahrt ist mein Mann vor Jahren mit 120 km/h in die Kurve reingefahren, da wir 3 Stunden von Wien nur Autobahn gefahren sind. Er war selbst so erschrocken, dass er sich selbst mit beiden Händen an der Autotüre eingehalten hat, Gott sei Dank wohl nur eine Sekunde. War da irgendwo die Polizei?! Nein, natürlich nicht!

Doch letztens ist er in einer 30er Zone 40 gefahren und wurde sodann auch gleich von einem Polizisten angehalten. Der prüft die Papiere, mein Mann ganz reuig: „Ich weiß, ich bin zu schnell gewesen!“ Der Polizist ein Blick auf den Führerschein. „Ah, Sie sind von Neureuth!

Sind sie einverstanden mit einer kostenlosen Verwarnung?!“ „Is des net die Polizei, desmoi war koa Depp dabei!“

Übrigens ist mir später eingefallen, woher ich das ok in Verbindung mit einem Polizisten so dejavu-mäßig gefunden habe. Da gibt es so einen blöden Witz: Welche Sportarten muss ein Betrunkener aufsagen, wenn er von der Polizei angehalten wird? Eishockey und Kanufahren (übersetzt: alles ok, kann noch fahren!). Hahaha, soll ich das nun lustig finden?!

Auch bin ich zwischenzeitlich darüber aufgeklärt worden, dass durch Beleuchten der Augen mit der Taschenlampe die Polizei erkennt, ob man unter Drogen steht. Dann könnten die aber doch vorher sagen: „Achtung, ich leuchte Ihnen jetzt in die Augen!“ Oder haben die Angst, dass dann die Drogen aus den Augen verschwinden?!

Aber soll ich euch was verraten?! Irgendwann vor Jahren kam ich auch einmal in eine Polizeikontrolle. Ich halte aber nicht gleich neben der Polizei, sondern fahre ein paar Meter weiter,  weil ich nämlich nicht angeschnallt bin. Der Polizist sieht mich also von hinten. Ich mache die Handbewegung des Abschnallens und alles war ok.

Is des net die Polizei, war do doch a Depp dabei!?