Auf der Jagd nach einer neuen Busgeschichte setze ich mich gegenüber von zwei potentiellen Gesprächspartnern. Einer etwa 35-jährige Frau, die auf den ersten Blick bestimmt schon 20 Jahre lang keinen Zahnarzt mehr gesehen hat und einem älteren Herrn mit tätowiertem Arm und langem weißen Pferdeschwanz.
Unmittelbar nachdem ich auf meinem Platz sitze, steigt trotz meines allergiebedingten sauschlechten Geruchssinnes ein widerliches Gerüchchen in meine Nase. Das Gerüchchen wird stetig ansteigend zu einem riesigen Gestank nach ungewaschener Kleidung bzw. ungewaschenen Menschen. Ich habe Mitleid, denke aber an meine Oma: „A Stickl Soafa kann se a jeda leistn!“
Mein Blick gleitet durch den Bus nach anderen freien Plätzen, aber, obwohl solche noch genügend vorhanden wären, denke ich mir „selber schuld“ und bleib sitzen.
Neben mir ist noch ein Platz frei, den nun eine ältere Dame besetzt. Diese rümpft kurz die Nase und sieht mich an. Ich denke mir: „Die wird doch wohl nicht glauben, dass ich das bin?!“ Ich habe es schon auf der Zunge, das „I bins net!“, will aber trotz allem die beiden nicht bloßstellen.
Nachdem ich von dem Gespräch kein Wort verstehe, weil ich keiner östlichen Sprache mächtig bin, beschränke ich mich auf meinen Beobachtungssinn. Der Geruch wird in der Hitze beinahe unerträglich. Erst jetzt bemerke ich, dass der Mann zwar keine schwarzen Zähne hat, dafür aber sehr wenige. Auf halber Strecke bemerke ich, dass er mit seiner Hand immer wieder über die Herzgegend streicht.
Böse Gedanken schießen in meinen Kopf und ich schicke ein Stoßgebet in den Himmel:
„Um Gottes Willen, lass den Mann keinen Herzinfarkt bekommen; ich will und kann diesen Geruch nicht beatmen.“
Eine Station später steigt er aus, ich sehe ihm nach, er greift immer noch zum Herzen und hinkt. Er tut mir leid und ich wünsche ihm alles Gute.